Es war schon seit geraumer Zeit mein Traum und Wunsch, einmal eine Nacht in den Schweizer Bergen unter freiem Himmel zu verbringen. Der Zeitpunkt war sicherlich etwas spät im Jahr gewählt, da der Sommer Anfangs Oktober definitiv vorüber ist. Der Altweibersommer meinte es jedoch gut und sorgte für wundervoll warmes Herbstwetter. Nach etwas Recherche waren die Wettervorhersagen für das Berner Oberland optimal und auch die Temperaturen für Oktober sehr mild. Es ist mir bewusst, dass dieser Fotospot am Bachalpsee schon lange kein Geheimtipp mehr ist. Mir ging es aber mehr um das Abenteuer und das Erlebnis. Klar wollte ich auch das Ganze auf «meinen» Bildern festhalten. So stand nun dem Abenteuer eigentlich nichts mehr im Weg, nix wie los!
Ich machte mich also mit Sack und Pack auf nach Grindelwald. Im herrlichen Bergdorf angekommen, entschied ich mich für die Gondelbahn, um auf den über 2167 m.ü.M. liegenden First, chauffiert zu werden. Das soll es nun aber mit der Gemütlichkeit gewesen sein, es lag ein Fussmarsch von knapp 50 Minuten und etwas mehr als 100 Höhenmetern vor mir. Mit der kompletten Ausrüstung und Verpflegung von etwa 20 kg, nicht gerade ein Kinderspiel. Aber es hat niemand behauptet, es wäre ein Spaziergang.
Nach dem kräftezehrenden Fussmarsch am Bachalpsee, auf 2278 m.ü.M., angekommen, hielt ich zunächst mal nach einem geeigneten Platz für die Übernachtung Ausschau. Es sollte möglichst Windgeschützt sein, da doch ein zügiger und kalter Wind durch das Tal wehte. Ich erkundete also die Landschaft und fand schlussendlich ein passenden Fleck. Eine kleine Mulde direkt am See. Voller Optimismus richtete ich mein Nachtlager ein und macht mir mein Abendessen bereit. Es gab eine leckere warme Suppe. Ob es schlau ist so nahe am Wasser zu übernachten wird sich zeigen. Es sollten eigentlich nicht mehr allzu viele Tiere unterwegs sein und der Wasserspiegel sollte auch nicht ansteigen.
Zu Beginn sah der Sonnenuntergang nicht sehr vielversprechend aus. Jedoch von der einen auf die andere Sekunde fing sich der Himmel an in wundervollen Farben zu zeigen. Ich war komplett aus dem Häuschen und lief wie ein Irrer in der Landschaft herum. Ich wollte keinen Moment und Blickwinkel verpassen. Leider dauern die «schönen Momente» im Leben meistens nicht sehr lange, so war es auch dieses Mal der Fall. Nach einigen Minuten war das Natur Spektakel vorbei. Da es noch eine Vollmondnacht war, und auch noch Hochnebel aufzog, blieb mir nichts anderes übrig als in meinen kuschelig warmen Schlafsack zu kriechen. Mit voller Vorfreude auf den kommenden Sonnenaufgang, schlief ich also ein.
Der Wecker klingelte mich schon um 6:00 Uhr aus dem Schlaf. Ich wollte schliesslich bereit sein, wenn die Sonne aufgeht. Noch in der Dunkelheit räumte ich mein Material zusammen und packte alles in den Rucksack. Leider waren die Gipfel des Schreckhorns und des Wetterhorns von Schleierwolken verdeckt. Das Lichtspiel war trotzdem schön und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen wie Balsam auf der Seele. Voller Energie machte ich mich nun auf Richtung Tal. Die Wanderung führt mich wieder nach Grindelwald, vorbei an herrlichen Bergbächen und kargen Wiesen. Kurz nach der Mittagszeit kam ich wieder in der Talstation an und machte mich auf den Heimweg.